Früher wurde erzählt, dass du umgeben warst von himmlischer Herrlichkeit. Das Heerscharen und Kniefälle von reinen Pharisäern und Besserwissern an der Tagesordnung waren.
Heute sagen die Leute aber, du wurdest in eine schäbige Hütte, einem Unterschlupf oder Stall hineingeboren. Nur umgeben von Vieh, zwielichtigen Gestalten, Obdachlosen und Tagelöhnern.
Wem sollen wir folgen, wenn selbst du schwach geworden bist? Vor wem sollen wir uns verbeugen, wenn dein Thron doch leer und der Opferrauch schon lange verdampft ist? Wir gewöhnen uns nicht wirklich an den Stallgeruch und mit deinem jetzigen Lebenslauf hast du heute keine Chance mehr: Kein fester Wohnsitz und keine Arbeitsstelle.
Dabei vergessen wir aber oftmals eine Kleinigkeit, denn wie Milliarden von Menschen lebst auch du unter ärmsten Umständen, in einer schäbigen Hütte.
Ich habe also erkannt, dass du uns Menschen Bruder geworden bist, doch Scham steigt in mir auf, wenn ich an meinen Lebensstil denke.
(nach einer Meditation von Wilhelm Bruners)